Mittwoch, 12. November 2014

Streich auf Streich - 150 Jahre deutschsprachige Comics

Kurz eine Lanze zu brechen gilt es für die Ausstellung 'Streich auf Streich - 150 Jahre deutschsprachige Comics seit Max und Moritz', aktuell gezeigt in der Ludwiggalerie, Schloss Oberhausen.

Neben einem wohlfeil zusammengestellten Überblick, wirklich informativen Begleittexten und einer sehr ansprechenden Präsentation trumpft die Schau mit originalen Zeichnungen aus allen wichtigen Epochen deutschsprachiger Comics- Kunst auf: es ist möglich, Tuschezeichnungen diverser Meister des 'Simplicissimus' - DER deutschen Satirezeitung im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts - oder auch der Kinderbeilage des 'Stern' im Original, mit Vorzeichnung und Korrektur, ansichtig zu werden. Die großformatigen, farbigen Originalseiten einer Franziska Becker aus ihrer Asterix- Persiflage, die penibelst gesetzten Striche eines Manfred Schmidt bei diversen 'Nick Knatterton'- Folgen oder Reinhold Eschers frühe Mecki- Abenteuer - wer sich nur ein wenig für Zeichenkunst und die Geschichte deutschsprachiger Comics erwärmen kann bekommt hier endlos Gold für die Augen.

Zeichnerisch und sprachlich großartig kommen die gezeigten Werke aus Peter Pucks 'Rudi' oder FILs 'Didi & Stulle' aus unserer Zeit. Selten habe ich öffentlich und spontan so herbe abgelacht!

Mich extra besonders begeistert haben die Exponate der 'The Katzenjammer Kids' des Rudolph Dirks, der als Pionier der Comics in den USA viel zu dem beigetragen hat, was heute die Bildsprache des Mediums ausmacht.

Geschmacklos und unpassend fand ich die Gleichstellung von Bildgeschichten aus Nazi- Deutschland und der DDR. Zumal diverse Kriegs- und Propagandazeichner nach dem Krieg auch für westdeutsche Verlage tätig waren und in Teilen un- demokratische Inhalte und kriegsverherrlichende Darstellungsweisen weiter praktiziert haben.

Sehr schade ist zudem, daß der versprochene Ausstellungskatalog noch nicht realisiert ist. Ich hatte mich sehr darauf gefreut, Abbildungen der Originalzeichnungen mit all ihren handwerklichen Ausprägungen mit nach Hause nehmen zu können, sie zu betrachten und anzubeten.
Da bleibt mir wohl nichts anderes übrig, als noch einmal in die Ausstellung zu gehen und die Augen zu tränken. Bis zum 18. Januar 2015 habe ich Zeit ...

Stelldichein der Meister I: Volker Reiche

Stelldichein der Meister II: T:Th. Heine

Stelldichein der Meister III: Ralf König
Stelldichein der Meister IV: Volker Reiche


LUDWIGGALERIE Schloss Oberhausen
Konrad-Adenauer-Allee 46
Öffnungszeiten
Dienstag bis Sonntag 11:00 – 18:00 Uhr
Montag geschlossen, 3. Oktober geöffnet, 24., 25., 31. Dezember und 1. Januar geschlossen
Eintritt 8,00 €, ermäßigt 4,00 €

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen